Sonntag, 19. März 2017

Kommunikation mit daheim

Wir sind es gewohnt, über das Internet und die sozialen Medien an Informationen aller Art zu gelangen, die irgendwo im World Wide Web liegen. Viele davon sind frei, für manche müssen wir auch bezahlen, aber die größte Schwierigkeit für uns besteht eigentlich nur darin, aus der Vielzahl von Antworten die für uns wichtigen heraus zu filtern. Es gibt aber auch Länder, in denen eine solche Informationsfreiheit unerwünscht ist. Zensiert wird das WWW u.a. in China, Nord-Korea oder Saudi-Arabien, leider aber auch in meinen Zielländern Iran und der Türkei. Im Iran werden pornographische und antiislamische Seiten gesperrt, aber auch viele Nachrichtensender und soziale Medien wie Facebook oder Youtube. Das wird mit Hilfe einer amerikanischen Software (Content-Control Software) sowie durch Verlangsamung der Übertragungsgeschwindigkeit erreicht. Provider, die die entsprechenden Regeln nicht einhalten, verlieren ihre Lizenz, die Benutzer, die derartige Seiten aufrufen oder Blogs dazu schreiben, geraten ins Visier der Behörden. Ich selbst nutze Facebook nicht und kann auch gut mal auf Youtube verzichten. Nachdem Facebook sich Whatsapp einverleibt hatte, wurde auch dieser Messenger-Dienst im Iran gesperrt, soll aber inzwischen wieder gehen. Generell kann man wohl sagen, dass amerikanische Seiten gerne gesperrt sind, aber auch mein deutscher email-Anbieter GMX soll nicht immer funktionieren.
Ob ich meinen Blog im Iran weiterschreiben kann, lässt sich heute nur schwer sagen. Zur Not müsst ihr eben 3 Wochen warten, bis ich den wieder aktualisieren kann. Generell finde ich eine Zensur nicht gut, weil das Meinungsbild dadurch massiv und gewollt beeinflusst wird. Allerdings gibt es eine solche Beeinflussung auch in Europa durch die Medien und Politiker, nur bekommen wir nicht das Schild „Seite gesperrt“ vor die Nase gehalten. Auch für die Sicherheit im Internet ist eine Kontrolle durchaus positiv; im Iran weiß ein jeder darüber Bescheid, hier sickert über die Abhör- und Kontroll-Methoden der sogenannten „Staatsschützer“ nur dann etwas durch, wenn wieder mal ein Insider bei geplaudert hat. Wenn ich mir überlege, dass ein Zwölfjähriger bei uns im Fernsehen wie auch im Internet Gewalt- und Porno-Filme nach Lust und Laune schauen oder in einem Computerspiel seine Gegner totschießen darf, dann ist mir eine Zensur wie im Iran durchaus sympathisch. Auf der anderen Seite sind wir eine strikte Trennung zwischen Religion und Staat gewohnt, während der Islam im Iran Staatsreligion ist und auch die Regeln der Internetzensur festlegt. Es gibt immer beide Seiten, und nichts ist nur schwarz oder weiß.
Abhilfe gegen die vielen gesperrten Seiten kann ein VPN, also ein Virtual Private Network, schaffen, sofern die Zugriffe auf die Server des VPN nicht selbst gesperrt sind. So ein VPN ist ein eigenes Kommunikationsnetz auf irgendwelchen Servern, wie man es z.B. in einem Firmennetzwerk betreibt. Man kann auf seinem eigenen Rechner oder Handy einen VPN-Client installieren, der mit dem VPN-Netzwerk in Verbindung tritt. Durch entsprechende Verschlüsselung sowie dem Vernichten sämtlicher Log-Daten, die über die Verbindung gehen, bleibt die die eigene IP-Adresse anonym. Selbst den Server, mit dem man sich verbindet, kann man wechseln. Wer die Anonymität auf die Spitze treiben will, zahlt mit Bitcoins statt Kreditkarte. Viele Iraner nutzen diese VPNs, um sich an Facebook und andere gesperrte Seiten anzumelden. Angeblich haben sogar die führenden iranischen Politiker Facebook-Accounts. Wird ein VPN-Zugang abgeklemmt, sucht man sich einen anderen, irgendwie scheint es immer irgendwie zu funktionieren. Wichtig für Reisende ist natürlich, sich die VPN-Software schon daheim zu installieren, weil die Download-Seiten ebenfalls gesperrt sind.
Neben dem Internet will man auch ganz gerne mit seinen Lieben daheim telefonieren. Das scheint recht einfach zu gehen, indem man sich eine Telefonkarte im Iran für relativ wenig Geld mit einem entsprechenden Datenvolumen kauft. Anbieter sind etwa MTN Irancell oder MobileCell Iran (MCI). Einzig die Anmeldeprozedur sollte man wohl in einem Laden machen, falls man wie ich kein Farsi versteht. Vor 40 Jahren war das Telefon die einzige Möglichkeit, die Seinen daheim vom eigenen Wohlergehen zu unterrichten. Da musste man in einem griechischen Dorf schon mal eine Stunde anstehen, um dann für ein kleines Vermögen nach Deutschland anrufen zu dürfen. Als Student im Sudan ging auch das nicht, und meine Postkarte kam Monate nach meiner Rückkunft zuhause an; aber man war es gewohnt, dass man auch mal mehrere Wochen nichts voneinander hörte. Warum sollte das heute nicht auch möglich sein? Ich bin noch unentschlossen, für welchen Weg ich mich entscheiden werde. NordVPN hat gerade ein günstiges Angebot, und es kann ja auch im Inland nicht verkehrt sein, es den Staatsschützern oder Cyber-Kriminellen schwerer zu machen. Mal sehen .....

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