Sonntag, 10. September 2017

Göreme nach Nemrut Dagi

Mein ursprünglicher Plan war ja, Nemrut Dagi und danach den Van-See zu besichtigen, um dann in Esendere über die Grenze in den Iran zu fahren. Nach einigen Horrorberichten hatte ich diesen Plan aufgegeben und von Göreme die Nordroute als Alternative gewählt. Nachdem aber nun meine Reise absolut problemlos verlief und auch kein Türke mir davon abriet, hatte ich mich doch zum Teil wieder um entschlossen.

ganz schön tief runter gehen einzelne Ballons

Um 8 Uhr hatte ich mein Motorrad schon längst gepackt und noch einmal Bilder von den Heißluft Ballonen gemacht, aber die Wirtin wurde mit dem Frühstück einfach nicht fertig. Erst gegen 8:30 Uhr gab sie mir Bescheid. Ein kurzer Anruf bei Ulli, noch einmal unter die Dusche gesprungen, und gegen 9:30 Uhr startete ich Richtung Nemrut Dagi. Schnell ging es immer höher, aber gleichzeitig war es in der Sonne auch glühend heiß. Bei jedem Stehenbleiben lief mir der Schweiß in Strömen, und es gab viele Ampeln in Kayseri und Malatya.
süß, nicht?
Einmal musste ich tanken, dann ging es kurz hinter Malatya rechts hinauf. Es gibt auf dem Nemrut Dagi zwei Seiten zur Anfahrt, von Süden und von Norden. Ich hatte mich für die zweite entschieden, weil ich nicht so weit in den Süden wollte. Der Nemrut Dagi ist nur noch ca. 120 km Luftlinie von Syrien entfernt, da wollte ich das Risiko klein halten. Die 80 km lange Straße hoch und runter mit vielen Serpentinen zog sich in die Länge, und die Sonne stand immer tiefer. Schließlich schaffte ich es noch zum Sonnenuntergang hinauf. Auf der nördlichen Anfahrt standen nur 3 Autos, aber auf der Sonnenuntergangsseite saßen und standen etwa 200 Menschen und machten ein Foto nach dem andern. Als die Sonne hinter dem Berg verschwunden war, gab es großes Geklatsche. Übrigens nur Türken, keine Ausländer!
Nemrut Dagi ließ Antiochus I Epiphanes in den Jahren 70 -38 v.Chr. erbauten. Dieser profitierte davon, dass er als Puffer zwischen den Römern und den Parthern mit beiden Parteien gut konnte. Es gibt zwei gegenüber liegende Plattformen mit Statuen von Göttern und ihm selbst, dazwischen ist ein etwa 50 Meter hoher Geröllhügel aufgeschüttet, unter dem man sein Grab und die von 3 seiner Frauen vermutet. Auf der einen Seite kann man den Sonnenuntergang bewundern, auf der andern den Sonnenaufgang. Leider kann man nur zu Fuss zwischen den beiden Seiten wandern, es sind nur wenige Meter, mit dem Motorrad oder Auto ist ein Wechsel nicht möglich. Auf meiner Seite waren die letzten 3 km Schotterpiste mit vielen Serpentinen. Da hatte ich echt zu kämpfen, weil das ganze Gewicht hinten lag. So beladen möchte ich jedenfalls keine längeren  Pisten fahren. Im Dunkeln fuhr ich dann die 14 km bis zu einem kleinen Hotel zurück, das ich mir gemerkt hatte. Ok, das Bad stinkt grässlich, aber es ist mehr Licht als in meinem Höhlenzimmer in Göreme. Zum Abendessen gab es gegrillten Fisch und einen bunten Salat, köstlich. Der Fisch wurde einfach auf einem Backpapier in zwei Hälften zerteilt und auf den Rücken gelegt. Darauf irgendein Gemüse. Beim Essen bleibt die Haut an dem Backpapier kleben, man kann das fast grätenlose Fischfleisch einfach mit der Gabel aufnehmen. Danach musste ich jedem am Nachbartisch die Hände schütteln und mich dazu setzen. So ein paar Brocken Englisch gehen immer, und die Frage nach meinem Alter kenne ich ja inzwischen schon. Ich habe mich aber dann doch bald verabschiedet, bin ziemlich platt von der Hitze und der langen Fahrt.

Sonnenuntergang auf 2134 m Höhe
Nemrut Dagi Ostseite
die Türken feiern den Sonnenuntergang auf der Westseite
wer interessiert sich da noch für die Köpfe ?
Nemrut Dagi Ostseite
da unten ist wieder Teer, zum Glück!
ein Gott, aber welcher?
Nemrut Dagi Ostseite
nochmals die Ostseite
unter dem ganzen Geröll sollen die Gräber sein
Außerdem muss ich noch meine Weiterreise planen. Das Hotel hat mit Essen 80 TL gekostet, das sind 20 Euro. Mein Geld reicht wahrscheinlich noch zum Tanken, ansonsten müsste ich noch einmal Geld am Automaten ziehen. Das Polizeiaufgebot ist hier in Anatolien massiver geworden, fast an jeder Stadt stehen sie. In Malatya war dann sogar der erste Panzer dabeigestanden. Ich habe wirklich keine Angst vor den Kurden, die scheinen alle ganz freundlich zu sein und sind auch auf Deutsche gut zu sprechen, aber vor dem Militär habe ich schon Respekt. Heute sagte mir einer an der Tanke, dass die Soldaten manchmal noch "lernen müssten", also sich noch nicht richtig zu benehmen wüssten. Also will ich die nächste Stadt Richtung Osten, die Kurdenhochburg Diyarbakir, auf jeden Fall umgehen. Mir schwebt vor, erst wieder bis zur D300 nach Norden zurück zu fahren und dann über Elazig nach Bingöl. Da müsste ich mich dann entscheiden, ob ich über den Van-See fahren möchte oder lieber wieder zur D100 nach Norden. Einen Tag Verspätung habe ich auf jeden Fall, aber das ist nicht so schlimm. (Track9)

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